Wasserstoff für die Bremischen Häfen

  „Wasserstoffstrategie des Landes Bremen – Welche Wasserstoffprojekte sind in Bremischen Häfen in Planung?“
– Anfrage des Abgeordneten Müller, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen

„Technologien wie (…) die Weiterentwicklung von Wasserstoff als Energieträger werden im Schnittstellenbereich von Wissenschaft und Industrie insbesondere am Standort Bremerhaven gezielt gefördert.“

So steht es im Koalitionsvertrag für die 20. Wahlperiode der Bremischen Bürgerschaft – also jetzt.

Und wie sieht es heute, gut eineinhalb Jahre nach der Unterzeichnung des Vertrags aus?

Um dieser Frage nachzugehen, habe ich mich im Januar an die Senatorin für Wissenschaft und Häfen gewandt. Ich wollte konkret von ihr folgende Kernfragen beantwortet haben:

  1. Welche „hafenspezifischen Themen“ sind in der Bremischen Wasserstoffstrategie enthalten?
  2. Wie verteilen sich die hafenspezifischen Projekte auf Bremen und Bremerhaven?
  3. Mit welchen Partnerinnen und Partnern werden diese hafenspezifischen Projekte umgesetzt und in welchem Stadium sind diese Projekte?
  4. Ist eine Wasserstofftankstelle in den Überseehäfen (für Wasserstoffanwendungen im Hafen) in der Planung enthalten?
  5. Ist ein/mehrere Speicher für Wasserstoff oder weitere Folgeprodukte von Bremenports geplant? Falls ja in welchem Anwendungszusammenhang?

Welche „hafenspezifischen Themen“ sind in der Bremischen Wasserstoffstrategie enthalten?

Auf diese Frage erhielt ich zunächst die etwas ernüchternde Antwort, dass die Wasserstoffstrategie im nicht näher konkretisierten Frühjahr 2021 vorgestellt werden soll. Deswegen könnten zum aktuellen Zeitpunkt noch keine Antworten gegeben werden.

Eine Zusammenfassung des aktuellen Stands bekam ich aber immerhin trotzdem.

Das Ziel, die Hafeninfrastruktur bis 2023 – also bis zum Ende der 20. Wahlperiode – klimaneutral zu entwickeln, besteht weiterhin. Im Anschluss sollen die Häfen CO2-neutral werden. Hier kommen Wasserstoffprojekte ins Spiel: Wasserstoff kann als Energieträger eingesetzt werden, sodass eine Alternative zu elektrischen oder batterie-elektrischen Lösungen in Sicht ist. Ein guter und vor allem wichtiger Ansatz also! Vor allem in der Seeschifffahrt oder im Schwerlast-und –Fernverkehr kann hier viel erreicht werden. Kritischen Stimmen, die vor allem auf den zusätzlichen Aufwand in der Erzeugung hinweisen, sei gesagt, dass Handhabung und Nutzung der Wasserstoffalternativen dafür deutlich einfacher für den Anwender sind. 

Da die norddeutschen Bundesländer sich unter anderem dadurch auszeichnen, dass sie am Wasser liegen, spielt die Entwicklung der Häfen eine große Rolle. Nach aktuellem Stand sollen wir sogar davon ausgehen dürfen, dass Norddeutschland in der Anwendung von Wasserstoff im Hafenbereich und damit in der Wasserstoffwirtschaft ziemlich weit vorne mitspielen kann. Das stimmt doch vorsichtig optimistisch!

Bleibt noch zu prüfen, ob und wie die norddeutschen Häfen an den künftigen Import von Wasserstoff angepasst werden müssen.

Wie verteilen sich die hafenspezifischen Projekte auf Bremen und Bremerhaven?

Auf diese Frage fiel die Antwort relativ knapp aus. Zwei Projekte stehen dabei im Vordergrund: In der Stadt Bremen wird vor allem auf das Projekt „HyBit“ (Hydrogen for Bremen‘s industrial transformation) gesetzt. Das ist auch sinnvoll, denn es geht darum, die Stahlproduktion im Stahlwerk mit Hilfe von grünem Wasserstoff zu defossilisieren, also den Ausstoß von Kohlendioxid aus der Verbrennung fossiler Rohstoffe zu beenden. 

In Bremerhaven hingegen läuft schon seit einiger Zeit das Projekt SHARC. Nein, das hat nichts mit der Super-Harvard-Architektur zu tun. SHARC steht in diesem Fall für „Smart Harbor-Application Renewable-Integration Concept“. Das klingt kompliziert, arbeitet aber auf die intelligente Integration von erneuerbaren Energien in die Energieinfrastruktur des Hafens hin. Aktuell befinden wir uns am Ende der ersten von insgesamt zwei Phasen. Die Analyse ist also bald abgeschlossen, es folgt die Umsetzungsphase, für die allerdings momentan noch Lösungen gesucht werden. Projektpartner ist übrigens die bremenports GmbH & Co. KG, die die Projektleitung übernommen hat.

Mit welchen Partnerinnen und Partnern werden diese hafenspezifischen Projekte umgesetzt und in welchem Stadium sind diese Projekte?

Selbstverständlich sind standortübergreifende Projekte nicht alleine zu bewerkstelligen. Das wäre zumindest nicht empfehlenswert. Deswegen tauscht sich bremenports unter anderem mit den Häfen in Niedersachsen und Hamburg aus. Es sind allerdings auch einige Industrieunternehmen, die Interesse an Wasserstoffanwendungen zeigen, involviert. 

Im Falle SHARC sind derzeit noch namhafte Unternehmen wie Siemens oder Eurogate an der Analysephase beteiligt. Für die tatsächliche Umsetzung seien ebenfalls Partner gefunden, die in der Antwort der Senatorin allerdings nicht näher benannt werden. 

Ist eine Wasserstofftankstelle in den Überseehäfen (für Wasserstoffanwendungen im Hafen) in der Planung enthalten?

Aktuell gibt es in Deutschland 90 Wasserstofftanktstellen, davon eine in Bremen-Osterholz und eine in Stuhr. Für Bremerhaven ist aktuell eine Wasserstofftankstelle in der Frederikshavner Straße im Stadtteil Wulsdorf geplant. Der Gesellschaft H2 MOBILITY zufolge, die in Deutschland unter anderem für die Einrichtung dieser Tankstellen zuständig ist, hängt alles von der Notwendigkeit ab, denn: „Ab 2021 werden Wasserstoffstationen vor allem dort errichtet, wo kurzfristig eine Nutzfahrzeugnachfrage zu erwarten ist und wo eine öffentliche Tankstelle für ein wachsendes Tankstellennetz auch für PKW sinnvoll erscheint.“ Die Senatorin hält eine weitere Tankstelle im Bereich des Überseehafens für wünschenswert. Denkbar sei jedoch auch die Erweiterung einer Hafentankstelle um Wasserstoff, die ebenfalls als Teil der SHARC Umsetzungsphase diskutiert werde.

Ist ein/sind mehrere Speicher für Wasserstoff oder weitere Folgeprodukte von bremenports geplant? Falls ja in welchem Anwendungszusammenhang?

Ja, zumindest in Form eines Zwischenspeichers für den erzeugten Wasserstoff. Dieser Wasserstoff werde aber vor allem für den Bedarf im Überseehafen verwendet.

Es wird also zumindest mit Alternativen zu den batterie-elektrischen Speichern geplant.

Es bleibt also spannend und ich werde euch selbstverständlich über Neuerungen auf dem Laufenden halten!

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